Dienstag, 26. Juni 2012

Muster sind hübsch

 Ja, Muster können ganz hübsch sein, bringen einen im Leben aber nicht weiter ;)

 http://jessmccann.hcibooks.com/2012/03/21/am-i-just-not-good-enough-why-he-chose-her-over-you/

Jess McCann erklärt in ihrem Blogbeitrag, dass sich Männer oft mit 'schlimmeren' Frauen wohler fühlen als mit einer, die besser für sie wäre. Nicht anders als wir Frauen auch. Es ist ein Weiterspielen dessen, was wir von unseren Eltern gelernt haben. Deswegen funktionieren Beziehungen wie die meiner ehemaligen Freundin und ihrem Mann. Sie nörgelt, schimpft, meckert und raunzt ihn an, er verzieht sich hinter sein Laptop, blüht aber auf, sobald sie den Raum verläßt und wird gesprächig. Bei der Hochzeit der beiden habe ich seine Mutter kennengelernt. Und er hat seine Mutter in einer jüngeren Form geheiratet. Das kennt er, das ist die Comfort Zone, die aber nichts mit wirklich Wohlfühlen zu tun hat. Es ist das Bekannte, Bequeme.

Da geht es uns Frauen doch genauso. Wir treffen jemand, der angenehm ist. Mit dem wir uns wohlfühlen. Und statt uns darüber zu freuen, dass mal was rund läuft, beklagen wir mangelnde Dramatik und fehlende Schmetterlinge. Die Mädels, mit denen mein Ex vor mir und in der Zwischenzeit zusammen war, waren jung und ziemlich durchgeknallt. Vor einer wollte er wieder zu mir flüchten, die hat ihn mit Erpressung, Telefonterror und Stalking echt fertiggemacht. Trotzdem hatte er mit ihr eine proklamierte Beziehung. Wie es derzeit läuft weiß ich nicht, das Thema klammere ich bewußt aus, ich möchte mich damit nicht belasten. Ich war theoretisch also nicht verrückt genug, nicht dramatisch genug. Mein Gefühl, dass er zu mir kommt um sich von seinem ganzen Wahnsinn auszuruhen und dann tapfer wieder in die Welt zu ziehen, scheint nicht ganz falsch zu sein. Ähnlich geht es mir auch, war er da, haben wir Kontakt, kann ich mich der Welt wieder gestärkt stellen. 

Wie kommt man aber aus dieser antrainierten Nummer raus? Wie durchbricht man die Muster und kann jemand lieben, der anders ist als das Gewohnte? Wie geht man dann damit um, wenn die eingefahrenen Reaktionen nicht mehr greifen sollen, sondern eine neue Umgangsform gefunden werden muss? Denn wider besseren Wissens tappt man ja doch immer wieder in die gleichen Fallen. Bekommt dieselbe Quittung ausgestellt. Funktioniert das wie bei Ernährungsumstellung? Einfach machen, testen, nachspüren, feststellen, dass es mir mit dem Salat besser geht oder doch lieber müde werden vom Schweinsbraten? Mit dem im Bauch habe ich eine Entschuldigung, mich nicht mehr bewegen zu müssen, ich bleibe auf der Couch liegen und jammere leise vor mich hin, im Prinzip aber fühlt es sich gemütlich an. Und Schuld ist der böse böse Braten, denn er ist ja so lecker!

Die 14 Jahre seit meiner letzten richtigen Beziehung hab ich eigentlich alles getan, um genau das zu vermeiden. Mit dem Erfolg, dass ich Single geblieben bin. Ich traue mir selbst nicht über den Weg und möchte nicht in so einem Ding enden wie meine Eltern. Die zwar seit 44 Jahren verheiratet sind, aber nicht glücklich mit der ganzen Sache. Liebe ist da, aber so wirklich passen tun die beiden nicht zusammen. Im Prinzip ja, allein, in den Details hakt es gewaltig. Nur kann die Antwort darauf nicht sein, nie einen Menschen in mein Leben zu lassen aus Angst, mich dann zu verlieren. Ich weiß aber auch, dass ich mich schnell eingeschränkt fühle und dann mit allen Mitteln um meine Freiheit kämpfe. Ich sehe auch um mich herum keine Beziehung, die mich überzeugen würde, dass es doch geht. Keine einzige davon möchte ich leben. Die Mechanismen, die sich bilden zwischen Partnern sind mir zutiefst suspekt und ich bin von Anfang an überkritisch, lauere auf Zeichen, dass irgendwas nicht in die richtige Richtung laufen könnte.

Das nimmt den Spaß an der Sache, das ist nicht gut. Es macht auf der einen Seite distanziert, auf der anderen bremse ich mein Gegenüber ein, weil ich sofort die perfekte Verbindung erwarte, die perfekten Reaktionen, das perfekte Verhalten. Und meine sehr niedrige Toleranzgrenze ist anstrengend. Ich kann mich nicht auf was einlassen, das ich nicht kontrollieren kann? Vielleicht gerate ich deswegen genau an DIE Männer, die sich jeder Kontrolle brutalstmöglich entziehen. Die imponieren mir, die kann ich respektieren. Denn einen, der sich brav einfügt, den würde ich nicht wollen.

Also, wie kommt man raus aus dem Muster? Ich kann nur sagen, zum einen durch Erkenntnis (in diesem Sinne mal wieder Danke fürs Zuhören, ich hatte gerade beim Schreiben wieder eine neue). zum anderen schätze ich professionelle Hilfe. Mein Coach hat mich schon mal viel weitergebracht. Und mein Ex ist als Boxer der perfekte Sparringspartner, er nimmt's sportlich. Ihm wieder nahe zu kommen, festzustellen WIE unperfekt er ist und ihn trotzdem weiter zu mögen, mich dabei nicht schlecht zu fühlen sondern es als Teil unserer merkwürdigen Beziehung akzeptieren zu können macht mir Mut. Kann ich mich doch mal irgendwann wirklich auf was einlassen? So richtig? die Chancen stehen immer besser. Den perfekten Mann gibt es nicht, muss nur einer her, mit dem ich nicht mehr das Gefühl habe, einen billigen Kompromiss einzugehen, nur um nicht allein zu sein. DAS könnte ich mir selber nicht durchgehen lassen.

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