Sonntag, 29. Dezember 2013

Mr.Desaster und das Schneckenhaus

Man lernt Männer entweder bei der Arbeit oder über Freunde kennen. Wie schön, dass manche Freundinnen viele nette Männer kennen und Gelegenheiten wie Brunch oder Geburtstagspartys schaffen, bei denen die dann dabei sind. Letztens war dann eben dieser Knaller dabei. Groß, schlank, dunkle Haare, Münchner, tätowiert und ein Bizeps, in den ich mich beim zufälligen Anpacken sofort verliebt habe.

Nachfrage bei der Freundin ergab, dass der Mann längst ihre Beute geworden wäre, wenn er nicht vergeben wäre. An eine Frau, die ihn seit ewigen Zeiten liebt, der er aber bisher immer entkommen war. Und das dann auch noch am anderen Ende der Welt. Wo er sich auch gerade ein Haus gekauft hat. Ein Punk mit Kohle.... Ich habe mir ihr GO geholt, sie schätzt ihn als Freund inzwischen mehr als dass sie ihn noch zwingend in ihr Bettchen zerren möchte.

Er chattet mich täglich an, hat die ersten 2 Dates verpeilt und schreibt gern von Sex, küsst  mich aber bis jetzt nur schüchtern auf die Wangen. Und das, obwohl ich gestern Abend bei ihm war. Fernsehabend und ich hänge ab mit einem der schönsten Männer Münchens, sexy und alles, und es passiert nix. Außer Reden und Schauen. Der zweite Mann nach Mr.Porsche, der mich nicht anpackt. Gut, er hat einen Grund, brav zu bleiben. In den Chats tauchen zunehmend Herzen auf.

Aber dank ihm ich habe endlich herausgefunden, warum ich mir mit den Deutschen so schwer tue. Egal ob Männlein oder Weiblein. Warum auch immer, vielleicht kamen meine Vorfahren ja aus Italien oder mindestens Tirol, was nahe liegt an meiner Heimat, ich bin einfach vom Temperament ein bisschen südländischer. Mich interessiert nicht, was einer macht, oder hat, sondern wie er ist und was er denkt. Oder sie. Ich komme mit meinen persischen, serbischen und russischen Kolleginnen viel schneller auf eine Ebene, auf der ich mich wohl fühle, als mit allen anderen. Da kann ich knuddeln und werde geküsst und gedrückt und ein kurzer Blick genügt, damit die andere weiß, wie's geht. Nicht viel reden, mehr fühlen und anfassen.

Dieses Ding mit Mr.Bickle, dass wir nach 2 Minuten schon so eine schöne Nähe hatten und ich sofort die Verbindung gespürt habe, was bis heute nicht aufgehört hat und was über die ganze Scheiße raus immer noch da ist, die habe ich mit anderen Männern erst nach ewigen Zeiten. Meist erst nach dem Ende der Beziehung. Mit Tommi bin ich heute, nach über 20 Jahren, so weit wie mit dem Perser nach den ersten Sätzen. Ich empfinde die Wärme und Herzlichkeit, die mir von orientalischen und südländischen Menschen entgegenschlägt als so entspannend und vertraut, dass ich mit der deutschen Zurückhaltung zunehmend fremdle. Ich habe Schwierigkeiten, den Kontakt herzustellen, weil ich soviel nachfragen muss. Da kommt mir zu wenig Persönliches, und ich bin nicht der Mensch, der nach Job, Auto, Geld und dem ganzen Scheiß fragt. Ich will wissen, wie jemand tickt und bin schnell weg, wenn mir das zu lange dauert, bis jemand von selber damit rausrückt.

Und mich selbst empfinde ich dann gerne als zu laut, temperamentvoll und denke, dass ich wieder mal zu viel rede, erzähle und die Leute überfordere. Aber eigentlich wollen sie wohl genau das von mir. Ich kann ganz gut erzählen und gebe viel von mir preis, das finden wohl gerade Männer sehr spannend. Und offensichtlich denken sie nicht mehr, dass man mich wegen meiner Offenheit dann auch als leicht zu habendes Betthaserl rumkriegen kann.

Aber diese Nähe, die brauche ich, die suche ich und ich muss einen Weg finden, die auch mit zurückhaltenderen Menschen schneller herzustellen. Im Job als Maskenbildnerin ist das auch kein Problem. Künstler sind meist sensibler, offener und verletzlicher als der Rest der Welt. Die bekomme ich schnell, die sind auf meiner Wellenlänge. Aber der Mann jetzt ist so schüchtern wie hübsch. Wie also locke ich den aus seinem Schneckenhaus??? Und macht es überhaupt Sinn, wo er doch in ein paar Wochen wieder für Monate ans andere Ende der Welt...