Die männliche Sprachlosigkeit macht
mich echt wütend! Mr.Bickle ist ja nicht der einzige, der in
schwierigen Situationen das Maul nicht aufkriegt. Dass er die letzte
Mail, in der ich klar dargestellt habe, dass ich nicht nur ein
Problem mit meiner Pussy habe, das er vielleicht mit sich
rumschleppt, sondern danke meines kaputten Fußes auch noch sehr
wenig von dem schönen Sommer hatte, dass er diese Mail unkommentiert
lässt ist typisch!
Klar, Arschloch. Aber was heißt das
jetzt eigentlich, wenn Männer sich so komplett rausziehen aus so
einer Geschichte? Und es heißt nicht, dass er die Person nicht mag.
Dazu gibt es zu viele Kerle, die nach Wochen oder Monaten wieder
ankommen und denen es auch schrecklich Leid tut. Die haben sich damit
genauso weh getan wie der Frau. Und stehen dann heulend oder mit
Hundeblick vor der Tür und wollen alles wieder gutmachen.
Sorry, ist nicht. Verkackt. Schlicht
und ergreifend. Und nachdem die Männer, bei denen ich das
mitbekommen habe, keine totalen Soziopathen sind, gibt es nur eine
Erklärung: Sie können und wollen in dem Moment nicht mit dem
Problem 'Frau' nicht umgehen. Bei einer Freundin war es, dass sie
einfach so klare Ansagen gemacht hat, dass er komplett schockiert war
und überhaupt nicht mehr wusste, was er noch tun darf. Er war
einfach ungeschickt, hatte bisschen Schiss vor ihrer Power und hat
versucht, den starken Mann zu markieren. Das ist ihm dann gründlich
um die Ohren geflogen, worauf er einfach dichtgemacht hat. Keine
Reaktion mehr auf Nachrichten, kein Wort, wenn sie sich über den Weg
gelaufen sind. Der war in einer Schockstarre und erst als sie endlich
nicht mehr auf ein Gespräch gedrängt hat und etliche Wochen ins
Land gezogen waren, hat er sich ein Herz gefasst und ihr einen fetten
Blumenstrauß gekauft. Es war nicht das letzte Mal, dass er Mist
gebaut hat. Und Reden ist immer noch schwierig. Aber er bleibt tapfer
dabei.
Bei Mr.Bickle ist es nicht Angst vor
meiner Stärke, dazu hat er mich zu oft schwach gesehen. Und genau
das ist das Problem. Er hat einen neue Beziehung, ihm geht es wohl
gut. Und dasselbe wünscht er mir. Er dachte, wenn er weg wäre, wenn
er keinen Ärger mehr machen würde, würde für mich alles leichter.
Das Thema hatten wir vor 4 Jahren schon mal. Da hat er genau das
gesagt. Er hat ja gesehen, dass es mir mit seinem Schmarrn nicht gut
geht, dass ich mehr brauche. Jemand Zuverlässigen (auch O-Ton). Und
im Prinzip hat er ja auch Recht. Da er sich offensichtlich weder
ändern will noch kann, ist es für uns beide besser, wenn wir uns
Partner suchen, die mit uns glücklicher sind. Denn ich fürchte, ich
konnte ihm, außer im Bett, auch nicht wirklich das geben, was er
braucht. Und bei seiner Ex, da habe ich ihm anfangs ja auch wirklich
alles Gute gewünscht und habe gehofft, dass wenigstens er es
schaffen könnte. Hat er leider nicht. Nicht ohne mich.
Und geblockt hat er mich, um bloß
nichts mitzubekommen, wenn es mir schlecht geht, ich glaube, das
hätte ihm auch ein bisschen das Herz gebrochen mich leiden zu sehen.
Ich hatte ja immer mal wieder auch traurige Sachen gepostet auf fb,
wenn wir grade wieder Schluss gemacht hatten. Er ist ganz klar vor
meinen Gefühlen geflüchtet. Denn auch er hängt an mir und die
Gefahr, sich wieder auf was einzulassen, was nie geklappt hat und nie
klappen wird, die ist einfach zu groß, wenn wir Kontakt haben.
Dass es mich jetzt gleich so prügelhart
erwischt hat, das hat ihm sicher etwas weh getan. Aber ich hab ihn
lange genug geschont und ihm die Verantwortung abgenommen. Was ganz
klar total bescheuert ist, wenn man behauptet, jemande zu lieben,
muss man ihn auch ernst nehmen. Er hat mich allerdings auch oft genug
weggestoßen und mir gezeigt, dass er mit meinen Emotionen nicht
umgehen kann. Mit seinen eigenen erst Recht nicht. Mich wundert es
nicht wirklich, dass er keine Worte findet für mein Pech. Dabei hab
ich ihm nicht wieder heulend und dem Nervenzusammenbruch nahe10mal
auf die Mailbox gesprochen wie einmal nach der Wiesn. Keine
Nachtret-Mails. Er ist nicht der Ansprechpartner für meinen Schmerz.
Er will ihn nicht und er ist auch nicht mehr dafür zuständig. Ich
dachte auch nicht, dass es so krass wäre, ihm einfach die blanken
Tatsachen zu schreiben. Ich war sehr knapp und nüchtern. Ich
vergesse immer wieder, wie sensibel Männer da sind.
Eben weil sie oft überhaupt keinen
Plan haben, wie sie damit umgehen sollen. Mein ExverlobterTom. Hat
Panik, es wird ihm zu viel. Er bricht alle Brücken hinter sich ab
und rennt. Um aber sofort festzustellen, dass er da gar nicht hin
will, wo er hinrennt. Dass er überhaupt nicht weg wollte. Er war
aber unfähig, es in Worte zu fassen, weil er Angst hatte, mich mit
seinen Zweifeln zu belasten und zu verletzen. Lieber bricht er mir
gleich das Herz, dann muss er wenigstens nicht dabei sein, wenn ich
weine. Oder so. Die Logik erschließt sich mir nicht ganz. Aber so
habe ich es verstanden, als wir letztes Jahr nach 20 Jahren endlich
wirklich darüber geredet haben. Tommi hat dazugelernt, macht aber
den Mund immer noch zu spät auf.
Mr. Bickle kann es gar nicht. Gespräche
mit Gefühlen waren immer nach ein paar Minuten beendet, alles wäre
ja geklärt. Ja, er will wirklich, dass es mir gut geht. Wie er sich
das vorstellt, so ohne ihn, ganz total ohne ihn, weiß ich nicht.
Vor langen Jahren hatte ich eine
Kollegin, eine Kostümbildnerin. Sie war schon etwas älter, hatte
aber eine entzückende 11jährige Tochter, die sie sehr geliebt hat.
Für sie war es in der Branche sehr schwer, älter und vom Theater
kommend, fürchtete sie um Jobs und Geld und hatte Angst um ihr Kind.
Susan hat sich mit dem Telefonkabel an einem Türgriff erhängt, als
ihre Tochter in den Ferien mit Freunden war. In ihrer Depression und
Verzweiflung war ihr Motiv wohl, dass die Kleine ohne ihre versagende
Mutter besser dran wäre. Ein Motiv, das viele Selbstmörder in ihren
Abschiedsbriefen nennen. Du bist besser dran ohne mich, ich wäre nur
eine Belastung für dich.
Frauen wollen oft keine Belastung sein,
pflegen schwerkranke Partner, lassen sich aber ungern pflegen. Auch
ich wollte Mr.Bickle und Tom nicht mit meinen schrägen Gedanken
belasten und hab mein Ding alleine durchgezogen. Entscheidungen für
sie mit getroffen. Jedes Mal, wenn ich Schluss gemacht habe, war das
in dem Moment ohne drüber nachzudenken, was das mit ihm machen
würde. Ich wollte auch nur weg. Damit es MIR wieder besser geht. Ich
habe nicht überlegt, meine Wut und meinen Schmerz einen Tag
auszuhalten und dann ein echtes Gespräch zu suchen. Nein, auch ich
wollte immer nur abhauen und es beenden, endlich Ruhe haben und
wieder allein sein, wenn er mal wieder irgendeine Verabredung nicht
einhalten konnte oder sonst etwas war. Ich habe ihm nicht zugehört
und er mir nicht.
Aber wie soll ich auch merken, was
eigentlich los ist, wenn er jedes Mal Streit anfängt, wenn er
überfordert war? Statt zu sagen, was los ist? Nicht Rückzug und
bocken wäre die Lösung liebe Männer. Dableiben und reden. Auch
wenn es anstrengend ist und wenn wir heulen. Aber dann müsst ihr
nicht hinterher bereuen, uns nicht in den Arm genommen und getröstet
zu haben, die Chance auf Versöhnungssex vergeben, die Chance, sich
zusammen zu raufen, verschenkt zu haben. Pärchenprobleme kann man
nun mal nicht hemdsärmelig in 10 Minuten lösen und dann ist alles
wieder gut. Lernt reden, verdammt. Und ich lerne Zuhören. Ich
versprechs...