Heute weiß ich gar nicht, wo ich
anfangen soll. Vielleicht ist es ja wirklich so, dass ich in all den
Jahren als Single und in meiner On/Off Geschichte die Beziehungen
zwischen Frauen und Männern zu theoretisch gesehen habe, aber
irgendwie habe ich ja jetzt doch mal wieder für ein paar Monate
quasi 'dazugehört' zu den Frauen, die sich über ihre Männer
aufregen. Als Single kommt man da nicht so rein in diese Riege der
Vergebenen. Und kann sich höchstens zusammen mit anderen Singles
wundern, warum so tolle Frauen wie wir niemand abbekommen. Wobei da
schon immer der leise Verdacht im Raum schwebt, dass man die, die man
haben könnte, gar nicht wollen würde. Es ist ja prinzipiell immer
spannender, die Schaufel vom anderen Kind zu bekommen, als mit der
eigenen zu spielen... Irgendwo habe ich mal gelesen, dass ein Ehering
Männer für Frauen deswegen interessant machen soll, weil damit
schon bewiesen ist, dass er einer anderen genügt hat und eine andere
ihn haben wollte, also muss was dran sein an ihm.
Eine Kollegin meinte, sie hätte doch
etliche nette Männer in ihrem Freundeskreis, alle vergeben,
verheiratet, Kinder. Alle toll. Ja, solange du den Kerl nicht zuhause
sitzen hast! Denn da kämpft man dann um den Müll und wer die Kinder
ins Bett bringt und der Mann ist schon nicht mehr so super. Nach
außen, bei einer anderen Frau als der eigenen, ist es immer
einfacher, charmant und interessant zu wirken. Im täglichen Nahkampf
schleift sich das ab. Vor der eigenen Frau kann Mann nicht
brillieren, die wäscht seine Unterhosen. Aber immerhin. Er hat sich
drauf eingelassen. Oder? Pärchen so von nahem zu sehen macht mich
irgendwie auch nicht schlauer. Was läuft da falsch?
Ich werde das Gefühl nicht los, dass
die Zweierbeziehung eine Daseinsform ist, die sich zunehmend
überholt. Früher war der Mann einfach der Ernährer und brauchte
die Frau auch, um den Nachwuchs zu sichern. Aber das mit dem
Stammhalter ist komplett uninteressant geworden, seit Familien eine
völlig andere Form angenommen haben als noch vor 20 Jahren. Welcher
Mann kann sich denn noch sicher sein, seinen Nachwuchs auch wirklich
großzuziehen und dann im Alter eine Stütze zu haben? Frauen trennen
sich, nehmen die Kinder mit, ein anderer Mann kommt dazu, der Sohn
spielt dann mit dem Neuen Fußball. Kinder binden noch, aber nicht
mehr in dem Maß wie zu Omas Zeiten. Die Verpflichtung ist auch nicht
mehr so groß, Frauen haben heute alle einen Beruf, wenn der Mann
nicht mehr will, muss er nicht befürchten, dass seine Kinder in
Armut enden, wenn er nicht da ist. Das alles macht es einfacher zu
gehen.
Und vielleicht auch schwieriger, etwas
anzufangen. Denn auch wenn Männer immer stark sind und Gefühle
verdrängen, sie haben sie und sind genau durch die erzwungene Stärke
weniger in der Lage, mit Verlusten und Versagensängsten umzugehen.
Versagen ist ja im männlichen Bauplan nicht vorgesehen. Er MUSS da
raus und sein Ding machen. Komme was da wolle. Eine Frau kann sich
immer noch aus dem anstrengenden Existenzkampf um Job und Karriere
rausziehen, eine Ausbildung zur Feng Shui Beraterin machen. Oder
Kinder bekommen. Mann muss weitermachen. Wenn nicht, gilt er immer
noch als sozialer Absteiger, Versager oder Weichei. Also warum nicht
die Freiheit genießen? Er muss sich ja auch nicht festlegen. Die
Situation hat sich grundlegend geändert. Früher waren die Männer
hinter den Röcken her. Der Playboy, der Stenz, legendäre
Schürzenjäger, all das gibt es ja nicht mehr. Allenfalls Womanizer
oder Bad Boys, hinter denen die Frauen her sind, weil sie Sex, Macht
und Abenteuer versprechen und einen Waschbrettbauch oder zumindest
Ruhm zu bieten haben. Ja, der Anspruch an die Männer ist auch ein
anderer geworden, seit es die Chippendales gibt. Auch SEIN Kapital
ist jetzt das Aussehen. Die Blondine, die nur auf Geld und nicht auf
Alter und Figur des Herrn achtet, ist inzwischen fast nur noch weit
hinten in Russland zuhause.
Die Antwort kann aber jetzt nicht sein,
wieder vermehrt Röcke zu tragen und zuhause mit Schürze am Herd zu
stehen. Da kommt die Frau ja auch manchmal gar nicht mehr dran, weil
der Mann den Jamie Oliver oder zumindest Tim Mälzer in sich entdeckt
hat. Die Antwort kann eigentlich nur sein, dass Männer und Frauen
neu definieren, was eigentlich Beziehungen heute können müssen.
Wofür brauche ich eine Beziehung? Gerade, wenn man dann aus der
Familienbildungsphase schon raus ist oder nie drin war wie in meinem
Fall. Ich wollte nie Kinder und auch das ist natürlich für Männer
schwierig, denn damit entfällt ja eine ihrer Aufgaben. Die, die auch
keine Kinder wollen, brauchen auch keine Frau an ihrer Seite. Die
können sich die Rosinen aus dem Kuchen picken und die vielen
dankbaren Frauen beglücken, die auf ihren Prinzen warten.
Zweierbeziehung- warum? Und wie? Es
kann doch nicht sein, dass Männer uns Frauen ständig am
ausgestreckten Arm auf Abstand halten, haben die denn die Hoffnung,
dass plötzlich ein Supermodel über das Facebook Profil stolpert und
sich unsterblich in sie verliebt? Ist die ständige Option auf etwas
möglicherweise Besseres der Punkt? Oder war das Sich Festlegen
genetisch immer schon auf einen bestimmten Zeitraum beschränkt und
wir befinden uns noch in der Steinzeit?
Ich möchte ja auch nicht den Rest
meines Lebens damit verbríngen, mich zu fragen, ob ich es nicht
hätte besser treffen können. Ich möchte aber auch nicht mit 60
noch auf der Jagd sein müssen. Und allein alt werden? Ja, es gibt
den Freundinnenpakt, den Plan, später als exzentrische alte Damen im
Garten rumzuwursteln und ohne lästige Männer Spaß zu haben. Ich
denke aber nicht, dass meine körperlichen Bedürfnisse dann einfach
weg sind. Und dann noch im Joyclub? Mann Mann Mann....