Freitag, 6. April 2012

Eigentlich traurig

Obwohl es die einzig logische und vernünftige Art ist, mit dem Ex umzugehen, ist es irgendwie auch ganz schön traurig, dass ich, im Gegensatz zu manch Freundin, nicht damit rechne, dass er auch nur ansatzweise aus anderen Gründen als aus einer gewissen Hörigkeit (seine Worte) heraus wieder ankam. Ja, es gab eine Zeit, da textete er was von wegen verliebt und ich war Spatz, Honey und Liebes. Aber dazwischen liegen 2 andere Frauen,  mit denen er Beziehungen hatte. Mit uns, das war nie Beziehung. Wir waren nie miteinander für mehr als einen Abend und eine Nacht oder einen Tag. Ausser beim Arbeiten. Wir haben nie geredet, stundenlang. Dafür hatten wir jede Menge großartigen Sex, was mir sowieso immer das Wichtigste ist. Ich war nie romantisch, ich kann mit Liebesfilmen nichts anfangen, und Romane in dieser Richtung müssen immer auch viel Witz beinhalten, damit ich nicht anfange zu würgen. Aber was erwarten die Männer? Mein Verlobter hat per Brief mit mir Schluß gemacht, mich vor vollendete Tatsachen gestellt, indem er die Stadt gewechselt und eigentlich jeden Weg zurück oder auch nur ein Gespräch über die Gründe komplett verbaut hat. Ja, er hat dann mit mir seine Neue betrogen und wir hatten dann sowas wie ne Fernbeziehung, aber der Glaube an die eine große Liebe, der war da doch schon kaputt. Und sich 2 Jahrzehnte später in einen Stricher zu verlieben-komischerweise habe ich ihm immer geglaubt, dass er's ernst meint. Ich werde nie vergessen, wie er nach 2 Jahren plötzlich wieder in der Stadt auftauchte. Mich aus dem Fenster unserer Stammkneipe sah und mich fast samt Fahrrad über den Haufen schmiss vor Freude. Um mir dann zu erzählen, er hätte die zwei Jahre im ungarischen Knast nur an mich gedacht. Da saßen wir dann wieder, Romeo und Julia vom Gärtnerplatzviertel. Aneinandergeklammert. Aber da hatte ich grade wieder mal gedacht, ich hätte IHN zurück. Und habe meinen geliebten Zigany einfach stehenlassen. Wie ein gebrochener Mann ist er die Straße runtergewankt. Das war das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe und es zerreißt mir das Herz, wenn ich an ihn denke. Natürlich wäre das nicht gegangen, er kann ja kaum lesen und schreiben, ist immer illegal hier und als Stricher und Straßenmusiker nur bedingt für eine Beziehung geeignet. Auch beim Perser war ich überzeugt, er wäre verliebt in mich. Und es hat ihn eine Woche ins Bett geschmissen, als er mit mir Schluß gemacht hat. Aber er hat. Mehrfach.

Ich hätte nicht wirklich damit gerechnet, dass er seine Freundin betrügen würde. Dass er tatsächlich wieder zu mir kommt. Allein, als Single-ja. Klar. Aber so? Und trotzdem. Würde er mich lieben, wäre er nicht gegangen. Ich würde mir sogar ganz gern mal wieder ein paar Illusionen machen. Den Männern generell zu unterstellen, sie wollten von mir eh nie mehr als nur das Eine, ist auch ein gemeines Vorurteil. Das hat mir schon bei ihm die Tour vermasselt. Männer wie er brauchen Frauen, die an die Liebe und an Beziehung glauben. Was ich nun mal nicht tue. Wie auch, wenn einem immer das Herz gebrochen wird. Gregor, mein Zigeuner, der hat das gesehen. Obwohl sein Deutsch lausig war, hat er mir eine Frage gestellt, die mir so noch keiner gestellt hatte. Wer mich denn so verletzt hätte.

Er wollte mich heil machen. Mich beschützen. Hat mich immer ganz fest gehalten und mich fast zerdrückt mit seinen 1,90m und seinem Riesenbizeps. Er ist nicht davongelaufen vor meinem Schmerz. Warum laufen die anderen davon? Muss ich lernen, darum zu bitten? Lasse ich sie zu leicht weg? Bin ich schon so daran gewöhnt, dass ich nicht genug zeige, wie es mich verletzt? Ich werde wütend und zynisch, nicht traurig. Versteht Mann das nicht? Ich kann meine Verletzlichkeit und meine Verletztheit nun mal schlecht zeigen und ich rede nicht so gern drüber. Ich hätte immer lieber schnell eine Lösung und würde liebend gerne weitermachen, als wäre nichts passiert. Ich kann mich nicht auf jeden Schmerz einlassen. Dazu bräuchte ich jemand, der mich dann auffängt. Gregor hat es versucht. Ich werde diesen Sommer wieder nach ihm Ausschau halten. Er verdient einen echten Freund und Hilfe, wenn er sie braucht.

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