Wie ich es auch mit meinem wunden Herzen drehe und wende, es gibt
keine andere Möglichkeit als es auszuhalten. Kein Kontakt. Er hat
endlich verstanden, dass er nicht nach einer Woche mit einenm schlichten
'vermiss dich' um die Ecke kommen kann, weil er es nicht aushält ohne
mich. Und ich kann an den Tatsachen nichts ändern. Was würde es denn
bringen? Klar, er könnte mich dann nicht einfach vergessen. Hm. Als
hätte er das je. Und es würde ihm doch nur wehtun, mir keine andere
Antwort geben zu können als all die anderen Male zuvor. Falls er nicht
durch den Sexentzug, bzw. den kompletten Lizzie-Entzug, so unleidig wird
wie ich und seine Beziehung dadurch kaputtgeht. Bisher konnte er ja
immer auf Facebook sehen, wie es mir geht und was ich tue. Hatte meine
Kommentare und Likes und dadurch noch eine Verbindung. Das habe ich ihm
genommen. Und auch die Möglichkeit, mir durch seine Kommentare und Likes
zu zeigen, dass er noch da ist und an mich denkt. Also kann er nun nur
ganz konkrete und besser überlegte Möglichkeiten finden, um irgendwie an
mich ranzukommen. Dabei hat er noch Pfand in der Hand. Eine CD und die
Fotos aus der Session vom letzten März, bei der alles wieder anfing. Und
die habe ich immer noch nicht. Die CD wollte er schicken. Die Fotos mal
bearbeiten.
Jeder Tag, an dem ich nicht anrufe, ist
ein Schritt. Mail ist keine Option mehr. Auch für mich gilt, wenn, dann
richtig. Und je länger der Abstand, desto höher die Chance auf ein
normales Gespräch. Und auf die Übergabe der CD. Gestern den Bus zu
sehen, mit dem er grade beruflich unterwegs ist, abgestellt vorm Lokal
seiner Eltern, Warnblinker an weil im Halteverbot-ich kann das Gefühl
nicht beschreiben. Dankbarkeit, einen Zipfel von ihm erhascht zu haben.
Gelähmtes Warten, ob er rauskommt und einsteigt. Versuch, einen Blick
aus der Ferne ins Lokal zu werfen, ihn zu sehen. Der Schock, dass er
tatsächlich noch da ist. Nicht verschwunden, aufgelöst, weil er nicht
mehr bei mir ist. Die Realität, in der alles normal weitergeht und dass
dieser Job alles ist, was ich von ihm jetzt grade weiß. Dass ich in
naher Zukunft keine Ahnung mehr haben werde, was er macht. Ich stand da 5
Minuten. Und wenn nicht eine ganze Truppe Menschen an der Ecke vor dem
Bus gestanden hätte, wäre ich näher ran. Hätte länger gewartet.
Hätte
Licht gebrannt bei ihm, hätte ich angerufen und mir meine CD geholt,
auch wenn er behauptet, er würde sie nicht mehr finden. Der Gedanke, ihm
gegenüberzustehen-absurd. In meinem Kopf sind die Dinge anders. Das hat
mit seiner Realität nichts zu tun. Allerdings muss er es gespürt haben
und er hat an mich gedacht. Nein, dass mein Lieblingsbarkeeper jetzt bei
ihm ums Eck arbeitet, das ist nicht gut. Was hat sich das Schicksal
dabei nur gedacht?
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