Sonntag, 11. November 2012

Männer sind alles Memmen

Sag jetzt nicht ich, hat mir gestern wieder mal ein Mann geschrieben. Und Frau Doktor meint, ich würde Mr.Bickle grad überfordern. Ich meine, das mag alles sein, schön und gut, aber wo bleibt denn da die Romantik? Machtkampf macht keinen Spaß. Auf Dauer. Aber genau das läuft doch immer ab. Ob jetzt Beziehung, Affäre, im Job, zwischen FreundInnen. Ich versuche, mich an meine einzige längere Beziehung zu erinnern, mit dem Wiener. Aber da bin ich irgendwie nur so mitgelaufen, da hab ich nie versucht, aktiv zu gestalten. Ich war viel zu eingeschüchtert von ihm, der immer so durchdacht und politisch korrekt und kontrolliert war. Daneben kam ich mir vor wie ein kleines Kind. Ich hatte damals nicht die Kraft, meine eigene Meinung zu verteidigen. Im Zweifel fand ich immer, alle anderen hätten mehr Recht auf ihre Ansichten als ich auf meine. Und hab zurückgesteckt. Bis heute muss ich mir immer bewußt vor Augen führen, dass nicht automatisch die Gegenseite richtig liegt. Also hat sich in die Beziehung ein Mißton eingeschlichen über die Jahre, ein dauerhaft nerviger Unterton, so eine Art Beziehungstinnitus.

Aber selbst diese Affäre ging lang genug, dass sich sowas wie Alltag und die kleinen Grabenkämpfe eingeschlichen haben. Und auch hier musste ich mich auf den Rythmus eines anderen Menschen einstellen. Wie lang er braucht, um eine Nachricht zu beantworten zum Beispiel. Das war beim Wiener nicht so sehr Thema, der hat mich in so praktischen Dingen selten enttäuscht. Auch da war er sehr korrekt. Bei ihm waren es eher die kleinen Seitenhiebe. Wenn ich mal wieder zu emotional war oder so. Und ich denke, es gibt in jeder Beziehung diese kleinen, fast unbemerkten Verletzungen der Grenzen und Gefühle des anderen. Und genau das ist die Krux, der, der es macht, kann es nicht bemerken, wenn der, der es erleidet, es selbst nicht so ganz zu fassen bekommt, was da eigentlich mit ihm passiert. Ich würde sehr gern wissen, in wieviele Kerben ich bei Mr.Bickle gehauen habe! Gut, von früher weiß ich, das ich brutalst genau getroffen habe mit meinen Vorwürfen. Er würde zuviel trinken, man könne sich nicht auf ihn verlassen, er wär verdammt dazu, ein ewiger Loser zu sein, wenn er den Arsch nicht hochkriegen würde. Batschbumm, genau in seine eigenen Ängste reingehauen. Treffer. Und das weiß ich, weil er zuerst alle Vorwürfe weit von sich gewiesen hat, um sie dann anzunehmen und zuzugeben, dass ich Recht gehabt hätte. Und er hat sie sich so zu Herzen genommen, dass er sich unfassbar geändert hat. Nein, Loser ist er mit Sicherheit keiner mehr, aber ist das auch bei ihm innen drin angekommen?

So wie ich eben innen drin immer noch das schüchterne, unsichere und total uncoole Mädchen bin, dass immer noch Baukötze staunt, wenn andere sie gut finden. Natürlich WEIß ich, dass das Unfug ist. Ich bin jetzt nicht so cool wie die kleinen Punkmädels da draussen, nicht in der Szene und immer noch kein Nachtmensch. Aber ich mache coole Sachen und muss niemand mehr was beweisen. Ein Partner kann da jetzt sehr einfach in die Falle tappen und ohne es zu wissen voll in meine alten Unsicherheiten hauen. Dann geh ich hoch, ohne es zu wollen, aber der Mechanismus greift. Anders zu reagieren, dazu muss ich in dem Moment schon begriffen haben, warum ich mich grade so angegriffen fühle und dann auch noch die Ruhe haben, nicht sofort etwas zu sagen sondern durchzuatmen und die erwachsenen, coole Liz antworten zu lassen. Und ja, natürlich kann ich einem Partner auch zumuten, mal nen blöden Spruch wegzustecken, aber solche Dinge summieren sich. Und dann denkt man, der Partner würde das absichtlich machen, man fängt an zu denken, er wär ein Arschloch und schon ist die größte Liebe beschädigt.

Ja, Männer mögen Memmen sein, wenns um Gefühle geht. Das ist ein Thema, mit dem sie wenig zu tun haben. Immer noch werden Jungs so erzogen, dass sie nicht heulen und möglichst stark sein sollen. Wie also sollen sie lernen, dass Schwäche zeigen okay und manchmal einfach notwendig ist? Und ja, wir Frauen haben gelernt, den Rückzug ins Bier, den Sport und die Zeitung zu dechiffrieren und ahnen, dass da mehr vorgeht in unserem Kerl. Aber wenn der keine Worte dafür hat und wir ewig diesem Rätsel hinterherjagen, sie sich bedrängt fühlen und aber nun partout keine Lösung für unser Problem, das ja eigentlich ihres ist, haben, dann machen wir sie damit klein und unsicher und entmannen sie. Also, in den Augen der Kerle. Und so hart es ist, nicht jedes Mal zu fragen, nachzubohren und den Mann einfach in Ruhe machen zu lassen, das ist das Vertrauen, das wir ihm entgegenbringen müssen. Irgendwo wälzt er das Ding im Hinterkopf schon hin und her und versuchts. Ja, wirklich, er will uns ja einen Antwort präsentieren, ehrlich. Er kann nur nicht. Er hat dazu nicht das nötige Werkzeug. Und wenn man Benard/Schlaffer liest, dann ist klar, dass die Männer genau wissen, was da für ein Programm bei uns abläuft. Sie verstehen nur nicht, warum wir sie nicht einfach so lassen können. Funktioniert doch. Oder?

Ja, auch sie haben Angst um die Beziehung, um ihren Sex. Aber sie kapitulieren manchmal einfach vor dem Gefühl, uns nicht glücklich machen zu können. Mein Wiener hats jedenfalls irgendwann aufgegeben und sich eine gesucht, die er glücklicher machen konnte als mich. Und ich denke, das ist es. Wir müssen uns jemand suchen, den wir mit uns glücklich machen können. Und der uns mit sich glücklich machen kann. Ich glaube, jeder Mann will seine Frau glücklich machen. Die, bei der er das schafft, ohne sich groß ändern zu müssen, die darf ihn behalten

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