Sonntag, 26. Juni 2011

Die andere Sichtweise

Mann versteckt sich mal wieder hinter viel Arbeit und hat sich auch noch nicht zu dem betrunkenen Anruf geäußert. Allerdings kam mir gestern der Gedanke,  wie er wohl unsere Geschichte erzählen würde. Ja, ich hatte zuviel Zeit...
Aber mal im Ernst: Ich denk mir manchmal, wie blöd ich eigentlich sein muss, mich immer wieder auf sein Spielchen einzulassen, obwohl er deutlich macht, dass er nichts Ernstes von mir will. Aber geht's ihm denn besser??? Klar ist er es gewesen, der entweder weg war oder sich so benommen hat, dass ich es aufgegeben habe. Und ich dachte auch, ich wäre viel schlechter als er im Setzen von Grenzen. Nur habe ich ihm wohl deutlicher Grenzen gesetzt als mir klar war. Indem ich sauer geworden bin, wenn er mir nicht gegeben hat, was ich wollte. Und er hat nur konsequent den Schlußstrich gezogen, weil er zu mehr nicht bereit war und ist. Aber letztendlich brauchte ich ja immer nur mit den Fingern zu schnippen-und er war wieder da! Ein kleiner, dezenter Hinweis auf gewisse Bedürfnisse, und er steht vor der Tür. Egal wie überarbeitet und müde. Mit Sex krieg ich ihn immer. Da hat er selbst bereits das Wort 'hörig' in den Mund genommen. Und auch sonst mag er gerne Zeit mit mir verbringen. Also kommt er jedesmal zurück. Und ich beschwer mich, ich würde nie kriegen, was ich wollte...Ganz schön blind eigentlich. Vielleicht spürt er ja was, was ich noch nicht weiß? Bin ich wirklich frei und bereit für jemand in meinem Leben? Meine Therapeutin meint, ich wäre sehr weit weg von beziehungsfähig. Wo steh ich? Eigentlich genau da, wo er auch ist. Ich kann nicht ohne den Sex mit ihm und ich verbringe auch sonst gern Zeit mit ihm. Bei ihm kann ich sein wie ich bin und mehr, er bringt mich zurück zu mir selbst, wenn ich mich verliere in dem Wahnsinn, der mein Arbeitsalltag mit meiner Chefin ist. Ich halte mich an ihm fest, weil er mir das Gefühl gibt, nicht allein zu sein. aber reicht das? Ist das Beziehung? Ich weiß es nicht. Ich hatte zwar einmal 3 Jahre jemand an meiner Seite, aber der würde es wahrscheinlich nicht als glückliche, erfüllenden Partnerschaft bezeichnen. Ich kreisle doch sehr um mich selbst und hab mich auch mit 42 noch nicht gefunden. Schwanke immer zwischen dem, was ich glaube sein zu sollen, was ich gerne wäre und dem, was ich wirklich bin.

Thema: Die anderen finden mich cool. ECHT JETZT?????? Echt. Die sehen das kleine, schüchterne, zutiefst verunsicherte Mädchen nicht mehr, das da in mir drin sitzt und die Welt sehr beängstigend findet. Das dauernd drauf wartet, dass irgendjemand sie wieder auslacht und sich lächerlich machen läßt. Nur, dieses kleine Mädchen hat es so auch nie gegeben. Das war immer nur mein Bild von mir selbst, das mir auch meine Eltern mit ihrem Gefühl der Entwurzelung, des nicht Dazugehörens nach dem Umzug vom Dorf in die Großstadt mitgegeben haben. Nicht Dazugehören und eine gewisse Unsicherheit, wie man sich denn nun 'richtig' verhält, das zieht sich bei mir durch. Darum hab ich immer versucht, andere als Maßstab zu nehmen und zu imitieren, um bloß nicht negativ aufzufallen. Meine eigene Persönlichkeit war mir dabei immer unzulänglich, hat mir nie genügt. Dass ich andere zutiefst beeindrucken kann und dass die mich COOL finden-das Prinzip erschließt sich mir nicht. Auch wenn man es mir nicht anmerken würde, dass ich unendlich viel Bestätigung brauche, auch wenn ich so autark, stark und unabhängig wirken mag-die Botschaft kommt bei mir selbst nicht an. Ich werde mir eine Collage basteln müssen und mir mit postiven Botschaften das Bild einprägen, das andere von mir haben. Damit ich endlich versteh, dass ich gut genug bin. Dass es reicht. Ich genüge. Ich bin witzig, bissig, intelligent, schnell und hab ein riesengroßes Herz. Wenn das mal nix ist ;)

ER sieht übrigens das kleine Mädchen.

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