Freitag, 1. März 2013

Lizzie erinnert sich

Eins ist sicher. Wenn jemand gerade völlig im Wald steht mit seinen Gefühlen und seinem Leben, kann die tollste Liebe der Welt nicht durch zu ihm. Lange Telefonate mit Tom haben mich daran erinnert, dass ich mit ihm genau das gemacht habe, was Mr.Bickle grad getan hat. Nach den ersten Tagen ständiger Zweisamkeit wollte ich mal einen Abend für mich. Luft holen, zu mir kommen. Haarkur machen. Und der Mann hatte nichts besseres zu tun, als doch wieder vor der Tür zu stehen. Ich bin kurz runter, hab ihn geküßt und wieder nach Hause geschickt.

Same same mit meinem Wiener. Ich krank, frisch aus einer anderen Beziehung, mit hohem Fieber im Bett liegend. Er kommt vorbei, obwohl ich gesagt hatte, dass ich meine Ruhe will. Bringt Hühnersuppe mit. Ich lass ihn kurz rein, aber er muss die Suppe wieder mitnehmen. Mit beiden hab ich nie drüber geredet, wie sie das fanden. Allerdíngs kam am Beziehungsende mit dem Wiener raus, dass er mir das nie verziehen hatte.

In beiden Situationen war klar, dass ich da ein wenig weniger verliebt war als die Männer und das geht jetzt wohl auch Mr.Bickle so. Allerdings war er die Woche davor wohl verliebter als ich. Oder was sollen die Beschwerden über zu knappe, nicht genügend liebevolle Nachrichten von mir? Heißt also, im Laufe einer Beziehung ist mal der eine, mal der andere verliebter und damit bedürftiger. Kann man echt so wenig Plan von Beziehungen haben, um das nicht zu wissen und dann aus diesem Gefühl heraus, dass der Geliebte grade etwas auf Abstand geht gleich das ganze Ding in Frage zu stellen???? Ich kapier's einfach nicht. Ich seh nur, dass immer alle davonlaufen.

Beim Richtigen wäre das anders. Oh Mann. Da würde sowas nicht passieren. Der würde dann besser reagieren oder so. Sagen die, die den Richtigen haben. Vielleicht ist das so, aber wenn er bei mir ist, fühlt sich das richtiger an als alles, was ich kenne. Und ich habe nie mit einem anderen Mann während der Beziehung so deutlich meine Bedürfnisse aufzeigen können. Versucht, ja, aber immer aufgegeben und ganz viel runtergeschluckt. Den Anspruch des Wieners, immer konstruktiv aktiv etwas miteinender zu unternehmen, gemeinsame Erlebnisse schaffen, um eine lebendige Beziehung aufzubauen. Langweilig vor dem Fernseher auf der Couch? Ging schon deshalb nicht, weil er keine Couch besaß. Irgendwann einen Futon. Vor dem Fernseher. Ansonsten nur harte Holzstühle. Ich mag keine harten Stühle, ich kann auf Stühlen generell nicht lange sitzen. Sehr entspannt also. Ich habe nie ernsthaft versucht, daran etwas zu ändern. War nur dankbar, dass so ein toller Mann mich will. Und hab mich verbogen, bis meine Seele ind er Depression verschwand.

Ich denke, deshalb bin ich gar so sensibel, analysiere die kleinsten Anzeichen dafür, das wieder etwas gegen meine Natur und gegen meine Bedürfnisse laufen könnte. Dann lieber alleine, das bin ich gewohnt und es ist weniger anstrengend. Immer auf der Hut zu sein und ständig in mich reinzuhöhren baut auch in mir einen heftigen Druck auf. Und macht mich zu für die Bedürfnisse des anderen.

Ja, an dem Tag hatte er mich nicht lieb. Aber er ist bereit, heute zu reden. Inzwischen schäme ich mich aber so dafür, ihm wehgetan zu haben, dass ich sehr gerne in einem grossen Loch verschwinden und ihn nie wiedersehen möchte. Was natürlich Blödsinn ist, weil ich das Recht habe, auszuflippen. Aber so bin ich. Ich will immer alles richtig machen. Und alle anderen müssen diesen Anspruch auch erfüllen. Ich erwarte echt viel.


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